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Architecture, urban planning and research in, on and next to water
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Der Meeresspiegel steigt – na und?

By Roswitha Loibl
Im Manager
May.08.2018

Auf dem Wasser ist viel Platz, viel mehr als auf dem Land. Warum also nicht dort Häuser bauen, Parks, ganze Wohnviertel oder auch ein Fußballstadion? Die Projekte werden immer zahlreicher.

Die Russen haben kürzlich ein schwimmendes Atomkraftwerk auf die Reise nach Murmansk geschickt, die Chinesen arbeiten ebenfalls an solchen entwurzelten Großbauten. Da nehmen sich die Projekte, die bisher auf schwankenden Bauplätzen realisiert wurden, ziemlich zwergenhaft aus. Ihre Breitenwirkung ist dennoch größer.

Architekturbüros vor allem aus den Niederlanden haben sich darauf spezialisiert. Sie lösen nicht nur die Flächenprobleme, sondern zudem kann ihnen ein steigender Meeresspiegel nichts anhaben. Pfahlbauten über den Fluten sind, historisch und geografisch gesehen, kein neues Phänomen. Wer einmal im vietnamesischen Mekong-Delta unterwegs war, hat viele davon gesehen. Aber die heutige Wasser-Architektur bietet neue Ideen und mehr Luxus.

Etliche dieser Häuser existieren bereits. Im Amsterdamer Stadtviertel Ijburg gibt es eine ganze Siedlung mit 165 Wohnhäusern, deren Basis jeweils eine schwimmende Betonwanne bildet. Sie sind so an Stahlpfosten befestigt, dass sie mit dem Wasserpegel nach oben und unten gleiten können. 36 davon wurden vom Architekturbüro Waterstudio und seinem Chef Koen Olthuis erdacht, der sich auf Wasserbauten spezialisiert hat. Billig sind Bauplätze auf dem Wasser nicht. In den Niederlanden kann eine „Parzelle“ rund 200.000 Euro kosten – und der Preis für das Haus kommt noch obendrauf.

Auch auf den Malediven, im Libanon oder den Arabischen Emiraten lassen Architekten ihre Objekte künftig treiben. Bei diesen luxuriösen Konstruktionen kommt – anders als bei den schwimmenden Ferienhäusern, die beispielsweise an der Ostsee angeboten werden – kein Gedanke an ein Hausboot auf.

Mobiles Olympiastadion geht auf Reisen 
Koen Olthuis geht aber noch weiter. Für einen Yachthafen im Hudson River (New York) hat sein Büro einen Mole ersonnen, die Energie erzeugt: Sie ruht auf drehbaren Säulen, die als Turbinen funktionieren und durch die Bewegung des Wassers Strom produzieren. In den Arabischen Emiraten könnten eines Tages kleine Inseln mit Solarmodulen ins Meer gesetzt werden, die durch das 27 Grad warme Wasser genau die richtige Umgebungstemperatur vorfinden. An Land würde es ihnen zu heiß.

Nicht nur Platz sparen, sondern auch Ressourcen schonen – dafür gibt es ebenfalls Ideen. Zum Beispiel ein schwimmendes Sportstadion, das sich für olympische Spiele anbietet. Es könnte für die Dauer des Wettbewerbs geleast werden und danach weiterschwimmen zu einem anderen Ort in der Welt. Nach demselben Prinzip funktioniert ein Projekt, das für Dubai entworfen wurde, sich aber auch für Katar eignen würde: Bei der Fußball-WM 2022 könnten die Gäste nicht in neu gebauten Hotels, sondern auf Kreuzfahrtschiffen nächtigen. Das Problem ist allerdings, dass der existierende Hafen nicht genug Liegeplätze bietet. Also könnte das schwimmende Terminal, das Waterstudio entworfen hat, eine Lösung bieten.

Schwimmende Insel muss liegen bleiben
Die größten Schwierigkeiten der schwimmenden Bauten sind nicht technischer Natur. Wie Architekt Koen Olthuis bei der Jubiläumsveranstaltung der Gesellschaft für immobilienwirtschaftliche Forschung (Gif) Ende April sagte, lassen sich Versicherungs- und rechtliche Fragen viel schwerer lösen – angefangen mit der Frage, ob sie „Immobilien“ sind. Er erzählte von einem europäischen Aussteiger, der sich in Mexiko eine schwimmende Insel baute, die auf Säcken voll leerer Plastikflaschen ruht. Nach einigen Jahren hatte sich darauf eine üppige Vegetation entwickelt. Der Europäer wollte nun seinen Wohnort wechseln und die Insel per Boot in ein anderes Land schleppen. Das untersagten die Mexikaner ihm mit der Begründung, die Insel sei mittlerweile mexikanisches Staatsgebiet geworden.

 

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