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Architecture, urban planning and research in, on and next to water
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Wasser als Wohnfläche

Deutsche Welle, Susanne Henn

Braucht Wohnraum immer einen trockenen Untergrund? Der Klimawandel lässt den Meeresspiegel steigen, also arbeiten die Niederländer daran, dass künftig mehr Menschen auf dem Wasser leben können.

Der niederländische Architekt Koen Olthuis sitzt an seinem Schreibtisch im Großraumbüro, legt das Handy zur Seite, nimmt die Finger von der Computertastatur und sagt den Satz, der die Grundlage für seine Arbeit ist: “Ein Land, dass vom Wasser bedroht ist, sollte lieber mit dem Wasser leben, statt gegen das Wasser zu kämpfen.”

Die Niederlande sind eines der am dichtesten besiedelten, aber auch flachsten Länder in Europa. Die Büroräume von Olthuis’ Firma “Waterstudio.NL” nahe Den Haag liegen unterhalb des Meeresspiegels – wie etwa ein Drittel der niederländischen Landfläche. Ständig muss Wasser zurück ins Meer gepumpt werden. Ein enormer Aufwand, sagt Olthuis: “Wir pumpen täglich etwa soviel Wasser ab, wie die Region um Tokio im Jahr verbraucht, eine ungeheure Masse!” Er und seine Kollegen haben sich aussschließlich auf Architektur rund ums Wasser spezialisiert

Wasser als Wohnfläche nutzen

Ein Konzept der Niederländer für die Zukunft: Wenn man dem Wasser künftig mehr Platz einräumen muss als bisher, sollte die Fläche gleichzeitig für Häuser und Wohnungen genutzt werden. Große Teiles des Landes sind so genannte Poldergebiete, dem Meer abgetrotzte und eingedeichte Gelände. Ihre Trockenhaltung verschlingt jährlich Gelder in Milliardenhöhe.

Nahe Den Haag gibt es ein öffentlich-privates Projekt, “Het Nieuwe Water”, wo in den nächsten acht bis neun Jahren 1.200 neue Gebäude entstehen sollen. Darunter ein schwimmendes Luxus-Apartmenthaus. Noch ist allerdings kaum etwas zu sehen: Eine 2,5 Kilometer lange, matschige Wiese mit ein paar Wohn- und Gewächshäusern in Sichtweite und einem Weiher daneben.

“Erst wird gebaut, dann geflutet”, erklärt Ingenieur Paul van Zundert, der dafür sorgen wird, dass die Nachbarn keine Probleme bekommen, wenn die Arbeit auf der Großbaustelle beginnt. “Das ist die größte Herausforderung bei dieser neuen Methode der doppelten Nutzung der Wasserfläche”, so van Zundert. So könnte der wirtschaftliche Nutzwert der Neubautenden den Abriss der Gewächshäuser wettmachen.

Keine Kostenfrage für die Bewohner

Architekt Koen Olthuis möchte mit seiner Frau und seinen drei kleinen Kindern später auch ins geflutete Poldergebiet ziehen.

Ein Einfamilienhaus dort sei nicht teurer als ein konventionelles Wohnhaus, sagt er. “Die Leute sind nicht gewillt, auch nur einen Euro mehr auszugeben, um auf dem Wasser zu leben. Der einzige Weg also ist es, die schwimmenden Häuser exakt genauso teuer zu machen, wie Wohnen an Land.” Je nach Ausstattung kostet ein schwimmendes Haus mehrere hunderttausend Euro.

Mit einzelnen, traditionellen Hausbooten hat die neue Generation der schwimmenden Häuser nichts mehr zu tun. Koen Olthuis plant ganze Plattformen mit Reihenhäusern, Straßen und Begrünung. “Der Klimawandel verlangt nach neuem Platz in den Städten, davon gibt es nicht genug”, so Olthuis. Wasser im Stadtzentrum sei an sich wertlos, als Baugrund dagegen sehr wertvoll.

Exportschlager Wasser-Architektur

Die schwimmenden Plattformen werden über flexible Rohre mit Elektrizität versorgt und an die Kanalisation angeschlossen. Eine ähnliche Technik, wie sie auch für Ölplattformen verwendet wird. Doch nicht nur Häuser können auf dem Wasser entstehen. Aus dem Ausland erreichen “Waterstudio.NL” immer wieder spezielle Anfragen.”Schwimmende Parks, schwimmende Golfplätze”, sagt Koen Olthuis.

Seoul in Südkorea hat einen Park für die Innenstadt angefragt. Zwar ist an Land kein Platz, wohl aber auf dem Fluss, der durch die Großstadt fließt. Auch eine schwimmende Moschee für Dubai ist in Arbeit. Nur per Boot zu erreichen und für die Klimaverhältnisse vor Ort gerüstet: “Wir pumpen Meerwasser durch die Wände und kühlen so das Gebäude von 50 Grad auf 30 Grad herunter. Damit sparen wir viel Energie”, sagt Koen Olthuis. Auch ein Beitrag für den Klimaschutz.

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